Gewitterzellen mit kurzzeitig rotierendem Aufwindbereich bei Grimma am 21. Juni 06

In einer anhaltend schwülwarmen SW-Lage entwickelten sich auch am 21. Juni wieder Gewitterzellen nördlich des Erzgebirges. Die ersten Niederschlagechos tauchten kurz vor 13 Uhr SSE von Leipzig auf. Wir entschlossen uns kurzerhand für ein Chasing, da neben mehr als ausreichendem Feuchteangebot auch eine passable Windscherung in der unteren Troposphäre anzutreffen war.

Die erwähnten Zellen erschienen außerhalb von Leipzig nicht mehr sehr interessant. Diffuse, wattige Quellwolken geringer Höhe sind nicht ausreichend, um sinnlos Sprit rauszublasen... Wie auch immer, beim ersten Stopp bemerkten wir den deutlich abgeschwächten Bodenwind und auf dem Weg Richtung Grimma (ca. 30km ESE von Leipzig) hatte dieser zeitweilig auf SE gedreht.

Nach einer Weile Wartens auf einer übersichtlichen (mit Pollen verseuchten) Wiese zeigte sich dann kurz vor 15 Uhr der erste Wolkenturm, der eine ernstzunehmende Höhe erreichte. Mittlerweile drehte der zunehmende Bodenwind weiter auf Ost... Erste Hoffnungen machten sich breit:

Wir bemerkten, dass sich in etwa zeitgleich zwei Zellen gebildet hatten, eine westlich (siehe erstes Bild) und eine südlich von unserem Standpunkt. Während sich die von uns bevorzugte westliche Zelle deutlich verstärkte (Erdblitze) und uns knapp nördlich tangierte, unterstützte die andere Zelle (nun südöstlich) mit ihrer ausströmenden Luft den Inflow der nördlichen Zelle. Zugleich herrschte im 850hPa-Niveau eine lebhafte SW-Strömung, so dass die bodennahe Scherung zeitweise beachtliche Ausmaße annahm, kleinere Quellungen im Umfeld wurden regelrecht zerfetzt. Der niederschagsfreie Aufwindbereich begann sich nun aber deutlich zu drehen:


Wie befürchtet fühlte sich der Outflow der südlichen Zelle zunehmend kühler an und war dann wohl auch der Grund für die langsam abnehmende Rotation des anvisierten Objekts, da die Zufuhr feuchtwarmer Luft von SE abgeschnitten wurde.

Blick nach Südosten auf die zweite, mittlerweile stärkere Zelle:

Wir waren nun gezwungen, schnell nach Osten zu fahren, um auf die Südseite dieser Formation zu gelangen. Dabei stellte sich heraus, dass es hier neben Hügeln auch hier und da Waldflächen gibt, die ein schnelles Vorankommen durchaus zunichte machen können. Nach rund 25min waren wir zwar schon dort wo wir hin wollten, aber die Zuggeschwindigkeit der Zelle war derartig hoch, dass wir nur noch die schwächelnde Rückseite bewundern konnten.

Der Wind hatte hier bereits auf SW gedreht und so war die erste heimische Jagd des Jahres auch schon Geschichte.